Bericht «Vom Stall auf den Bank-Chefsessel»
Elisabeth Pflugshaupt entspricht nicht dem Klischee, das man von Bäuerinnen hat. Die vielseitig interessierte Frau aus Bertschikon präsidiert seit kurzem den Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Zürcher Oberland.
Stefan Bachofen
Elisabeth Pflugshaupt hat in ihren 45 Jahren wohl mehr erlebt als andere, die doppelt so alt sind. Die ausgebildete Krankenschwester und Mutter von drei Kindern führt zusammen mit ihrem Mann und dessen Zwillingsbruder mit Familie einen 48 Hektaren grossen Landwirtschaftsbetrieb in Bertschikon (Gemeinde Gossau).
Wie die Jungfrau zum Kind
Grossen Respekt verdient vor allem ihr beruflicher Werdegang. Seit Mai vergangenen Jahres steht sie an der Spitze des Verwaltungsrates der Raiffeisenbank Zürcher Oberland. Eine Bäuerin auf dem Chefposten einer Bank – ein doch eher ungewöhnlicher Karriereschritt.
Mitglied des Verwaltungsrates wurde Elisabeth Pflugshaupt bereits vor 13 Jahren, wobei sie zu diesem Mandat wie die Jungfrau zum Kind kam. «Ich erledigte eines Morgens am Schalter der Raiffeisen-Filiale in Gossau meine Bankgeschäfte. Der damalige Leiter der Filiale fragte mich, ob ich Interesse hätte, Einsitz in den Verwaltungsrat zu nehmen. Denn die Bank suche dringend jemanden für dieses Gremium, möglichst eine Frau.» Pflugshaupt liess sich gründlich über die Aufgaben einer Bank-Verwaltungsrätin informieren, sagte zu und wurde durch die Generalversammlung glanzvoll gewählt.
Der Job gefiel ihr auf Anhieb. Zuerst amtete sie während neun Jahren als Aktuarin, dann ab 2003 als Vizepräsidentin. Und als im vergangenen Frühling der damalige Präsident aus persönlichen Gründen den Rücktritt bekanntgab, rutschte Elisabeth Pflugshaupt als erfahrenste und dienstälteste Verwaltungsrätin auf den Chefsessel nach. «Das Verwaltungsratspräsidium entspricht ungefähr einem 30-Prozent-Job», sagt sie. Die Raiffeisenbank ist im Zürcher Oberland eine prosperierende Bank. Sie bietet heute 33 Vollzeit-Stellen an und umfasst die Filialen Gossau, Wetzikon und Uster. Demnächst kommt mit Pfäffikon ende März, anfangs April 07eine vierte Filiale hinzu.
Nebenbei präsidiert Elisabeth Pflugshaupt auch den Regionalverband der Raiffeisenbanken von Zürich und Schaffhausen. Schweizweit ist sie damit die einzige Frau, die einem der 22 Regionalverbände vorsteht. Ihre Affinität zu Zahlen kommt der Bäuerin aus Bertschikon schliesslich in ihrer Funktion als Vizepräsidentin der Zürcher Landwirtschaftlichen Kreditkasse zugute.
Sich organisieren können
Doch wie bringt Elisabeth Pflugshaupt alle ihre beruflichen und politischen Tätigkeiten unter einen Hut und führt daneben auch ein völlig intaktes Privatleben?, frägt sich wohl manch einer erstaunt. Die Antwort kommt spontan und wie aus der Pistole geschossen: «Es ist eine Frage der Schwerpunktsetzung», erwidert Elisabeth Pflugshaupt. Tatsächlich: Sich organisieren können, auf verschiedenen Hochzeiten tanzen, ohne sich dabei zu verzetteln, das ist Pflugshaupts Kunst. Höchste Priorität hat dabei im Moment ganz eindeutig das Verwaltungsratspräsidium bei der Raiffeisenbank. Als Vorsitzende des Verwaltungsrates trifft Pflugshaupt vor allem strategische Entscheidungen. Sie erwähnt die bevorstehende Eröffnung der Filiale in Pfäffikon, der ein langwieriger und zeitintensiver Prozess vorausgegangen sei. «So musste der Verwaltungsrat in vielen Sitzungen unter anderem die Standortfrage für die neue Filiale abklären.» Daneben setzt sich die Verwaltungsratspräsidentin mit wirtschaftspolitischen Fragen auseinander, sie überprüft Geschäftsabläufe und entscheidet über Kreditvergaben.
Interessenskonflikte verhindern
Elisabeth Pflugshaupt, Bank-Verwaltungsratspräsidentin, Politikerin, Bäuerin und Familienfrau. Sie hätte zweifellos auch das Format und die Kompetenz für den Gemeinderat, in Gossau seit einem Jahr ein reines Männergremium. Doch Pflugshaupt winkt sofort ab. Sie sei zwar vor den Erneuerungswahlen 2006 von verschiedenen Personen angefragt worden. Gleichzeitig im Gemeinderat und auf dem Verwaltungsratspräsidentenstuhl einer Bank zu sitzen, die in Gossau ebenfalls eine Filiale hat: Nein, das wollte die 45-Jährige nicht. «Diese Konstellation hätte mit Sicherheit früher oder später zu Interessens- und Terminkonflikten geführt.»
Weil Pflugshaupt den Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Zürcher Oberland aus Kontinuitätsgründen voraussichtlich während acht Jahren präsidieren wird, steht auch fest, dass es wohl in Gossau keine Gemeinderätin namens Elisabeth Pflugshaupt geben wird.
Gute Chance bei Kantonsratswahl
Als Vorstandsmitglied der SVP Gossau und der SVP-Frauenkommission des Kantons Zürich kämpft sie für eine starke Landwirtschaft, den Abbau der Bürokratie in der Verwaltung, ausgeglichene Finanzen mit besonderem Schwerpunkt im Gesundheitswesen und gegen den Missbrauch von IV- und Sozialhilfegeldern.
Mit diesen Themen will Elisabeth Pflugshaupt auch bei den bevorstehenden Kantonsratswahlen Stimmen gewinnen. Auf der SVP-Liste des Bezirks Hinwil figuriert sie an fünfter Position. «Die Chancen, am 15. April ins Kantonsparlament gewählt zu werden, stehen sicher nicht schlecht», gibt sich Pflugshaupt optimistisch. Ihre Zuversicht ist berechtigt, denn Pflugshaupt zeichnet sich durch ein breites und praxisnahes Wissensspektrum aus.
Stefan Bachofen
Elisabeth Pflugshaupt hat in ihren 45 Jahren wohl mehr erlebt als andere, die doppelt so alt sind. Die ausgebildete Krankenschwester und Mutter von drei Kindern führt zusammen mit ihrem Mann und dessen Zwillingsbruder mit Familie einen 48 Hektaren grossen Landwirtschaftsbetrieb in Bertschikon (Gemeinde Gossau).
Wie die Jungfrau zum Kind
Grossen Respekt verdient vor allem ihr beruflicher Werdegang. Seit Mai vergangenen Jahres steht sie an der Spitze des Verwaltungsrates der Raiffeisenbank Zürcher Oberland. Eine Bäuerin auf dem Chefposten einer Bank – ein doch eher ungewöhnlicher Karriereschritt.
Mitglied des Verwaltungsrates wurde Elisabeth Pflugshaupt bereits vor 13 Jahren, wobei sie zu diesem Mandat wie die Jungfrau zum Kind kam. «Ich erledigte eines Morgens am Schalter der Raiffeisen-Filiale in Gossau meine Bankgeschäfte. Der damalige Leiter der Filiale fragte mich, ob ich Interesse hätte, Einsitz in den Verwaltungsrat zu nehmen. Denn die Bank suche dringend jemanden für dieses Gremium, möglichst eine Frau.» Pflugshaupt liess sich gründlich über die Aufgaben einer Bank-Verwaltungsrätin informieren, sagte zu und wurde durch die Generalversammlung glanzvoll gewählt.
Der Job gefiel ihr auf Anhieb. Zuerst amtete sie während neun Jahren als Aktuarin, dann ab 2003 als Vizepräsidentin. Und als im vergangenen Frühling der damalige Präsident aus persönlichen Gründen den Rücktritt bekanntgab, rutschte Elisabeth Pflugshaupt als erfahrenste und dienstälteste Verwaltungsrätin auf den Chefsessel nach. «Das Verwaltungsratspräsidium entspricht ungefähr einem 30-Prozent-Job», sagt sie. Die Raiffeisenbank ist im Zürcher Oberland eine prosperierende Bank. Sie bietet heute 33 Vollzeit-Stellen an und umfasst die Filialen Gossau, Wetzikon und Uster. Demnächst kommt mit Pfäffikon ende März, anfangs April 07eine vierte Filiale hinzu.
Nebenbei präsidiert Elisabeth Pflugshaupt auch den Regionalverband der Raiffeisenbanken von Zürich und Schaffhausen. Schweizweit ist sie damit die einzige Frau, die einem der 22 Regionalverbände vorsteht. Ihre Affinität zu Zahlen kommt der Bäuerin aus Bertschikon schliesslich in ihrer Funktion als Vizepräsidentin der Zürcher Landwirtschaftlichen Kreditkasse zugute.
Sich organisieren können
Doch wie bringt Elisabeth Pflugshaupt alle ihre beruflichen und politischen Tätigkeiten unter einen Hut und führt daneben auch ein völlig intaktes Privatleben?, frägt sich wohl manch einer erstaunt. Die Antwort kommt spontan und wie aus der Pistole geschossen: «Es ist eine Frage der Schwerpunktsetzung», erwidert Elisabeth Pflugshaupt. Tatsächlich: Sich organisieren können, auf verschiedenen Hochzeiten tanzen, ohne sich dabei zu verzetteln, das ist Pflugshaupts Kunst. Höchste Priorität hat dabei im Moment ganz eindeutig das Verwaltungsratspräsidium bei der Raiffeisenbank. Als Vorsitzende des Verwaltungsrates trifft Pflugshaupt vor allem strategische Entscheidungen. Sie erwähnt die bevorstehende Eröffnung der Filiale in Pfäffikon, der ein langwieriger und zeitintensiver Prozess vorausgegangen sei. «So musste der Verwaltungsrat in vielen Sitzungen unter anderem die Standortfrage für die neue Filiale abklären.» Daneben setzt sich die Verwaltungsratspräsidentin mit wirtschaftspolitischen Fragen auseinander, sie überprüft Geschäftsabläufe und entscheidet über Kreditvergaben.
Interessenskonflikte verhindern
Elisabeth Pflugshaupt, Bank-Verwaltungsratspräsidentin, Politikerin, Bäuerin und Familienfrau. Sie hätte zweifellos auch das Format und die Kompetenz für den Gemeinderat, in Gossau seit einem Jahr ein reines Männergremium. Doch Pflugshaupt winkt sofort ab. Sie sei zwar vor den Erneuerungswahlen 2006 von verschiedenen Personen angefragt worden. Gleichzeitig im Gemeinderat und auf dem Verwaltungsratspräsidentenstuhl einer Bank zu sitzen, die in Gossau ebenfalls eine Filiale hat: Nein, das wollte die 45-Jährige nicht. «Diese Konstellation hätte mit Sicherheit früher oder später zu Interessens- und Terminkonflikten geführt.»
Weil Pflugshaupt den Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Zürcher Oberland aus Kontinuitätsgründen voraussichtlich während acht Jahren präsidieren wird, steht auch fest, dass es wohl in Gossau keine Gemeinderätin namens Elisabeth Pflugshaupt geben wird.
Gute Chance bei Kantonsratswahl
Als Vorstandsmitglied der SVP Gossau und der SVP-Frauenkommission des Kantons Zürich kämpft sie für eine starke Landwirtschaft, den Abbau der Bürokratie in der Verwaltung, ausgeglichene Finanzen mit besonderem Schwerpunkt im Gesundheitswesen und gegen den Missbrauch von IV- und Sozialhilfegeldern.
Mit diesen Themen will Elisabeth Pflugshaupt auch bei den bevorstehenden Kantonsratswahlen Stimmen gewinnen. Auf der SVP-Liste des Bezirks Hinwil figuriert sie an fünfter Position. «Die Chancen, am 15. April ins Kantonsparlament gewählt zu werden, stehen sicher nicht schlecht», gibt sich Pflugshaupt optimistisch. Ihre Zuversicht ist berechtigt, denn Pflugshaupt zeichnet sich durch ein breites und praxisnahes Wissensspektrum aus.